Jahre später hatten die Kohleindustrie und die Chemiewerke der DDR den Fluss in eine schwarze Brühe verwandelt. Weiße Schaumkronen schwammen auf den Wellen. Der Wald war weg. Unsere Familie zog 1967 - auf der Flucht vor den Baggern - in eine Neubauwohnung in ein kleines Dorf direkt neben den Bahnschienen.

Die Kohlebagger arbeiteten in 200 Metern Luftlinie von meinem Kinderzimmer entfernt. Ihr Quietschen und das Kreischen der Zahnräder hörte man wegen der Schichtarbeit der Bergleute auch nachts sehr gut. Als die Bagger später abzogen, konnte ich wegen der Ruhe und Stille nicht mehr schlafen. Zu dieser Zeit hielten nur sehr wenige Menschen einen Hund in der Wohnung und wenn überhaupt, dann gehörte der Hund zu den Vertretern kleinerer Rassen. Heute hat sich das sehr geändert.

Ich werde als Züchter oft gefragt, ob man einen Schäferhund in der Wohnung halten kann. Übrigens kann man das. Ein Hund ist mit einem Couchplatz sehr zufrieden, solange man ihn ordentlich bewegt und auch geistig auslastet. Eine solche Hundehaltung war aber damals unvorstellbar in einer Neubauwohnung.

Doch dann hat man einfach mal Glück. Im Alter von zwölf Jahren lernte ich einen ortsansässigen Schäfer kennen. Wie es der Zufall wollte, war dieser auch noch ein ehemaliger Klassenkamerad meiner Mutter. Ich selbst kannte ihn zwar vom Sehen, aber nicht persönlich. Mittlerweile hatte ich nun schon fünf Jahre meines Lebens im Plattenbau verbracht.