Jahre später sollte ich als Schäfer selbst die Gefahr solcher Bockstöße kennen lernen. Rippenprellungen waren nicht ganz so schlimm, aber einen gebrochenen Schädel bei einem Lehrling gab es auch. Und einmal schlugen zwei Schafböcke aus meiner Herde dermaßen mit den Köpfen zusammen, dass ich mir sicher war, der unterlegene Bock würde nicht wieder aufstehen. Er brauchte dann auch mehrere Minuten. Aber damals hatten wir Jungs natürlich keine Ahnung, wie schmerzhaft und gefährlich so ein Stoß sein konnte.

Mein 11-jähriger Kumpel schätzte später die Flugstrecke des Schäfers auf wenigstens zehn Meter. Und der Schäfer schrie vor Schreck und sicher auch vor Schmerz laut auf. Als er am Boden lag, ging Hans wieder rückwärts, nahm noch einmal Anlauf und wollte zu einem weiteren Stoß ansetzen. Nun wurde es doch wirklich interessant. Doch bevor Hans den Kampf klar für sich entscheiden konnte, kam der graue Hütehund zu seinem Schäfer. Mühelos trieb er den Hammel vom Schäfer weg, sodass dieser - zwar etwas steif und zittrig - wieder auf die Füße kam. Und wir Jungen lachten. Besser gesagt, wir grölten, bis uns die Bäuche weh taten – natürlich halbwegs versteckt hinter dem Brückengeländer.

Als der Schäfer mit seiner Herde über die Brücke kam, schafften wir es mit von Tränen verschmierten Gesichtern, unser Gejaule auf ein zartes Glucksen herunterzufahren und freundlich zu grüßen. Reden konnten wir nicht, er hätte gemerkt, dass wir lachten.